Ich liebe Master of Orion III.
Wer sich auf dem Gebiet des 4X-Genres
auskennt, wird jetzt bereits erstmal schlucken müssen. (4X steht
übrigens für Explore, Expand, Exploid, Exterminate, die vier
Hauptmerkmale dieses Subgenres rundenbasierter Strategie.)
Aber vielleicht sollte ich von vorne
anfangen um zu beweisen, das ich nicht völlig verrückt bin.
Vor vielen, vielen Jahren spielte ich
als kleiner Junge zu Besuch bei einem Freund das erste Mal ein echtes
Strategiespiel. Auf seinem Amiga 500, um genau zu sein. Und das Spiel
war Civilization.
Obwohl ich damals total versagte (ich
verstand zum Beispiel nicht wirklich, wozu Siedler da waren und baute
nie mehr als eine einzige Stadt) war ich fortan fasziniert von
rundenbasierter Strategie.
Einige Jahre später dann bemerkte ich
in unserer örtlichen Stadtbibliothek ein Paket Civilization II mit
zahlreichen Addons zur Ausleihe und griff sofort zu. Nach einigen
Wochen Spaß mit einigen der abgedrehteren Szenarien landete ich
schließlich bei einer Kampagne, die die gewöhnliche
Civilization-Karte mit einer Weltraumkarte ersetzte und auch alle
Einheiten, Völker und so weiter entsprechend änderte. Obwohl ich
bald darauf das Spiel zurückbrachte, hinterließ diese Science
Fiction-Variante ziemlich tiefen Eindruck bei mir.
Da ich etwa zur gleichen Zeit beinahe
jeden Science Fiction-Roman verschlang, der mir in die gierigen Hände
fiel, wurde mein Interesse auf Weltraum-Strategie noch mehr angeheizt
und ich machte mich auf die Suche nach mehr. Leider war das noch vor
meinem ersten ernsthaften Kontakt mit dem Internet und mein Interesse
an Spielpublikationen war niedrig, außerdem war in meinem näheren
Bekannten- und Freundeskreis kaum einer, der die selben Interessen
hatte wie ich. Damit war mir der Zugang zu allen relevanten
Informationen erfolgreich versperrt.
Natürlich gab ich nicht auf -nach
meiner Logik musste es ein Publikum für solche Spiele geben, denn
sonst hätte sich ja niemand die Mühe gemacht, extra ein
Weltraum-Szenario für Civilization II zu programmieren. Und da es ein
solches Publikum gab, gab es auch die entsprechenden Spiele. Ich
musste sie nur noch finden.
Blind von meinen sonstigen Interessen
als Schablone ausgehend, gingen mir auch tatsächlich erste Fänge
ins Netz: Ein bizarres Spiel für SNES, auf das ich vielleicht später
einmal zurückkomme und ein Strategietitel auf der Basis meiner
Lieblings-Romanreihe Perry Rhodan (ein deutscher Science
Fiction-Klassiker) der fast schon genau das war, was ich suchte. Aber
es fehlte immer noch etwas.
Nach ein paar weiteren Jahren, in denen
ich wieder mehr JRPGS auf dem SNES zockte -ich war schließlich
Schüler und hatte keinen unbegrenzten Vorrat an Geld. (Ich musste
das Geld für Spiele weitgehend selbst aufbringen, da meine Eltern
bizarrer Technologie wie Videospielkonsolen gegenüber ein tiefes
Misstrauen empfanden.)
Doch dann fand ich eine neue Perle beim
Besuch eines Freundes: Homeworld. Da mir das Geld fehlte, mir das
Spiel neu zu kaufen, suchte ich in unserer örtlichen Videothek (die
manchmal alte Videospiele billig verkaufte) und auf Flohmärkten
danach. Mit fast schon bizarrer Ironie entging mir Homeworld selbst
etliche Jahre und der Spin-Off Cataclysm fiel mir praktisch sofort in
die Hände. Ein paar Tage später hatte ich die Bestie endgültig
besiegt und stand wieder am Anfang. Homeworld:Cataclysm war zwar
wunderbar, aber tatsächlich eine Art taktisches Echtzeitspiel, ein
RTS wie wir heute sagen würden. Klar, ich hatte viel Spaß für
umgerechnet 5€ gehabt, aber das Gefühl wie ich es beim Spielen von
Civilization-Titeln oder bei dem bizarren Perry Rhodan-Spiel
Operation: Eastside hatte blieb aus.
Nun hatte ich aber zumindest eine gute
Quelle für billige Videospiele gefunden: Die lokale Videothek.
Diese hatte nämlich gelegentlich gute
Titel wie das RPG Baldurs Gate oder das 3D-RTS Cataclysm einfach so
herumliegen gehabt und für wenig Geld abgetreten, um Platz für neue
Titel zu machen.
Und so kam schließlich der
schicksalhafte Tag als ich am Anfang des Wochenendes wieder in der
Videothek stöberte und plötzlich tatsächlich den Jackpot knackte:
Ein Weltraumstrategiespiel. Rundenbasiert. Wieder für umgerechnet 5
heutiger Euronen. Damals konnte ich mein Glück kaum fassen und ich
rupfte buchstäblich mein letztes Taschengeld für diesen Monat
heraus und bezahlte so schnell es ging. Auf dem Heimweg warf ich
misstrauische Blicke nach links und rechts, da ich mir sicher war,
nach so viel Glück müsste das Universum sich ausbalancieren und
eine Horde Diebe oder gleich einen Meteoritenhagel auf mich hetzen,
die mir meinen kostbaren Schatz wieder abnehmen würden.
Beziehungsweise ihn mit einem feurigen kosmischen Steinhagel
zerfetzen.
Dieser erste echte 4X-Titel, der mir
über den Weg lief, war wie ihr sicher schon längst erraten habt,
Master of Orion III.
Und Morgen erzähle ich euch, wie
Master of Orion III mich für alle Zeiten korrumpierte und vom Weg
des Lichts abbrachte.
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