Montag, 24. Oktober 2011

Games I: The Etrian Experience

So, heute begrüße ich mal alle, die der deutschen Sprache mächtig sind. Da ich es aber langweilig finde, mich einfach ein zweites Mal (wenn auch in einer anderen Sprache) vorzustellen, fange ich heute auch gleich mit meinem ersten echten Post an. Es geht um Etrian Odyssey III für den Nintendo DS. Im wesentlichen handelt es sich bei allen drei Spielen der Serie -alle für das selbe System- um Dungeon Crawler mit minimalistischer Story. Man erschafft sich eine eigene Heldentruppe, wie man das aus Klassikern wie Wizardry und Might and Magic kennt und marschiert dann in ein nicht enden wollendes Labyrinth voller tödlicher Gefahren hinein.

Und ähnlich wie in den älteren Klassikern erlauben einem die Spiele auch, einen Pool aus nützlichen Charakteren aufzubauen, die man in den EO-Spielen sogar bei Bedarf als Hilfskräfte, zum Beispiel zum Sammeln von Holz und ähnlichen geldbringenden Resourcen einsetzen kann.

Damit das Labyrinth am Ende nicht doch die Oberhand behält, haben die Macher auch eine nette Möglichkeit addiert, seine eigene Karte der Umgebung mit Hilfe des Stylus zu zeichnen -das Map-System wird sogar in Teil II und III noch ein bisschen verbessert. Solange man nur daran denkt, diese selbstgemachte Karte ordentlich zu pflegen, muss man zumindest nicht die zahlreichen Fallen und sonstigen geographischen Hindernisse fürchten, mit denen die Labyrinthe aufwarten können.

Hier vereinen die EO-Spiele erstmal eine Menge Nostalgie mit einer Menge für die Altvorderen unter den RPG-Spielern unerwarteten Hilfsmitteln. Ich zähle mal auf: Als erstes die in den DS integrierte Kartenfunktion, die an den Spaß erinnerte, früher für Spiele wie Wizardry eigene Karten zu zeichnen, ohne das man lästiges Papier mit sich herumschleppen oder extra Dateien auf seinem Computer anlegen muss.

Viele Kritiker der EO-Reihe beharren gerne darauf, wie umständlich das Zeichnen einer eigenen Karte für neue Spieler sei und wie toll eine Automapfunktion doch wäre -diese Kritiker vergessen gerne, das die Mühsamkeit, eine Karte selbst zu fertigen, durch den Umstand aufgewogen wird, dass man nur selbst bestimmt, wie genau sie ist. In anderen Spielen ist man ja davon abhängig, wie genau die Software die Automap darstellt. Bei solchen "modernen" Spielen bekommt man dann manchmal erst zu spät mit, dass irgendeine Information, die man gerne dargestellt hätte, komplett fehlt.

Ich will hier gar nicht argumentieren, dass die EO-Reihe gar nicht an Leute gerichtet ist, die Kartenzeichnen abgrundtief verabscheuen und sich auch an vielen anderen archaischen Mechanismen dieser oberflächlich so neu aussehenden Spiele stören. Das wäre zwar grundsätzlich richtig, aber man darf halt nich den Einfluss des ganzen Komforts vergessen, der spätere Computer-RPGs so verändert hat. Sogar Wizardry 8, als klassisches westliches RPG hatte ja eine Automap, um ein einzelnes Beispiel zu nennen.

Alles in allem sind die EO-Spiele jedoch erstaunlich modern, wenn man sie mit manchen ihrer alten Vorgängern vergleicht. In den ersten Wizardry-Teilen starb die eigene Gruppe für gewöhnlich dutzendweise und auch permanent, wenn man seine spärlichen Wiederbelebungsmöglichkeiten verpatzte. Die EO-Reihe gibt einem zumindest ein gnädiges Game Over und sendet einen zurück zum letzten Speicherplatz, statt einem dazu zu zwingen, eine neue, viel schwächere Gruppe als Rettungsteam auszusenden. Um die Leichen der alten Gruppe zu bergen. Und hoffentlich hatte man bei Wizardry auch genug Geld für die Wiederbelebungen dabei...

Ganz zu schweigen davon, dass nur die Might and Magic-Reihe gnädig genug war, recht schnell dem Spieler vernünftige In-Game-Karten zu geben. (Allerdings fand man noch so viele Rätsel, Hinweise und anderes kurioses Zeug in der Spielewelt, das man trotzdem noch ganze Notizbücher damit vollkritzeln konnte.)

Ich gebe jedoch zu, dadurch das viele Erleichterungen für den Spieler eines Etrian Odyssey-Titels entweder zu versteckt sind oder nur eine Erleichterung für einen Nostalgiker wie mich, um einem Spieler der heutigen Generation einen leichten, schnellen Einstieg zu ermöglichen.

Ein Beispiel wäre der hohe Schwierigkeitsgrad der Kämpfe -wer sich die Mühe macht, einen genauen Blick auf mögliche Skills wirft, bevor er seine Truppe aufbaut, erspart sich später jede Menge Kopfschmerzen. Und während viele andere JRPGS über die Jahre hinweg oft furchbar anspruchslos waren, sind Kämpfe in EO für eine lange Zeit gefährlich genug, das man tatsächlich zum Nachdenken vor seiner Befehlseingabe gezwungen wird.

Geldmangel und damit Mangel an vernünftiger Ausrüstung ist auch ein Merkmal für den flüchtigen Besucher -der natürlich zu spät oder gar nicht merkt, wie einfach es ist, einfach eine zweite Gruppe für den alleinigen Zweck des Resourcensammelns aufzubauen. (Darum gibt es in diesem Bereich auch die größten Unterschiede zwischen den drei Titeln, denn die Macher von EO wollten versuchen, eine möglichst gute Balance zwischen dem maßlosen Anhäufen von Reichtümern auf der einen Seite und der unerträglichen Schinderei endloser Sammelabenteuer auf der anderen Seite zu erreichen. Und die Spieler fanden immer wieder einen Weg, das System zu ihrem Vorteil zu brechen.)

Ein weiterer Kritikpunk, denn ich immer wieder höre, ist das Gejammer über zu viel "Grinding". Grinding ist der angelsächsische Fachbegriff für das Phänomen, wo man gegen die unbesiegbaren Gegner nur ankommt, wenn man in eine weniger feindselige Zone des betreffenden RPGs marschiert, um dann dort einen entsetzlichen Genozid zu verüben.

Mit den so gewonnen imaginären Erfahrungspunkten steigt man schließlich genügend Stufen oder "Levels" auf, dass die vorher unbesiegbaren Supermonster zu hilflosen Wichten verkommen, die mühelos von der eigenen Truppe beseitigt werden. Bis in der darauffolgenden Zone des Spiels noch mächtigere Ungeheuer auftauchen, die die Heldentruppe zur Wiederholung ihrer Barbarei zwingt.

Und weil dieses "Grinding" in vielen RPGs absurd viel Zeit verschlingen kann, ist es für potentielle neue RPG-Fans natürlich der reinste Alptraum. Was in alten Computer- und Konsolen RPGs oft noch reine Methode war, um den Spieler von der Erkenntnis abzuhalten, wie leer und klein die künstlicher Spielwelt doch in Wirklichkeit war, wird heute zu Recht kaum noch toleriert.

In EO und seinen Nachfolgern ist Grinding natürlich theoretisch eine Hilfe, um weiter zu kommen, meiner Meinung nach spielt man Etrian Odyssey jedoch falsch, wenn man einfach stur Monster schlachtet um sich den Weg frei zu kämpfen.

Einige Beispiele für richtige Wege: Bosse tauchen nach einer gewissen Zeit wieder auf. Wenn man beim nächsten Boss nicht weiter kommt, einfach zurückgehen und den alten Boss für massig Erfahrung abmurksen. Erspart einem hunderte von normalen Kämpfen und macht auch viel länger noch Spaß, da die Drecksäcke eine solche Behandlung ohnehin verdient haben nachdem man als Spieler so unter ihnen leiden musste.

Dann einfach etliche Male übernachten, um die Zeit weit genug vorzuspulen -und der oder die Bosse sind wieder da. Wer die Bosse richtig demütigen will, kann auch gerne das Übernachten von einem extra eingestellten Lv. 1 Hansel erledigen lassen, dann verliert man kaum Geld bei der Warterei.

Möglichkeit Nummer Zwei: Einen Boss antesten, bis man eine gute Vorstellung seiner Schwächen hat, dann einfach seine Truppe entweder in den Vorruhestand schicken und gegen bessere Versionen austauschen (die Option für Harte) oder sie auf ein Sabbat-Jahr schicken um ihre Skill-Points neu verteilen zu können. Kombiniert mit Möglichkeit Eins um verlorengegangene Stufen schnell zurück zu holen und ihr walzt schnell wie eine unaufhaltsame Dampfmaschine (also langsam, mit Getöse und ihr verursacht eine Menge Kollateralschaden) durch das Labyrinth.

Alles in allem ist die Etrian Odyssey-Reihe also nicht nur was für Leute wie mich, die vergessen haben wie schrecklich es in Wirklichkeit war, in den RPGs der guten alten Zeit die Dungeons mit Bergen an Heldenleichen zu verstopfen, sondern auch für Leute, die gerne ein bischen nachdenken in ihren RPGs. Und auch etwas für Leute, die gerne den Thrill nachempfinden möchten, eine gefährliche Expedition in ein mörderisch tödliches Gebiet gigantischer Größe durchzuführen. Denn so fühlt sich ein EO-Spiel für mich an.

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